50Hertz insistiert auf der Errichtung einer Freileitung nahe eines Schreiadlerhorsts

Im Vogeschutzgebiet (Special Protection Area – SPA) Randow-Welse-Bruch hat sich ein Schreiadlerpärchen neu angesiedelt. Die Lage des Horstes im europäischen Vogelschutzgebiet kollidiert mit der Planung von 50Hertz für eine 380kV-Freileitung, denn der Horst befindet sich in einer Entfernung von nur 600 Metern von der geplanten Trasse.

Die Genehmigungsbehörde (Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg – LBGR) hat 50Hertz deshalb aufgefordert, die Umweltverträglichkeitsprüfung für das Freileitungsprojekt zu ergänzen und Unterlagen beizubringen, aus denen hervorgeht, dass von der 380kV-Freileitung keine erheblichen Beeinträchtigungen für das Schreiadlerpärchen ausgehen.

Am 6. Juni endete die Frist für die Einreichung von Stellungnahmen zu diesen von 50Hertz eingereichten ergänzenden Unterlagen für die Umweltverträglichkeitsprüfung.

Die Bürgerinitiative nimmt dies zum Anlass die Vorgehensweise von 50Hertz zu kritisieren.

Der gutachterliche Aufwand, den 50Hertz hier betrieben hat, ist bemerkenswert, er ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Realisierung einer 380kV-Freileitung in 600 Meter Abstand von einem Schreiadlerhorst im Vogelschutzgebiet den Zielen des Schutzgebietes und des Naturschutzgesetzes eklatant widerspricht.

Die vorgelegten Dokumente sind voller immanenter Widersprüche. Sie bestehen darin, dass einerseits eine zuverlässige Beschreibung der Risikofaktoren und eine Auswertung der wissenschaftlichen Literatur erfolgt. Aber in der Beurteilung werden unzulässige Schlussfolgerungen gezogen, um den Wünschen des Auftraggebers zu entsprechen. Deshalb lehnen wir die beim LBGR eingereichte Verträglichkeitsprüfung ab.

Gerade die Ausführungen in der Alternativenprüfung zeigen die hohe Sensibilität des Gebiets, das für die Errichtung einer 380kV-Freileitung nicht geeignet ist. Hier drängt sich die Realisierung der technischen Alternative der Erdverkabelung in sensiblen Gebieten auf.

Zu bedenken ist auch, dass während des Zeitraums des Konflikts um die 380kV-Freileitung Bertikow-Neuenhagen zwei Erdgasleitungsprojekte (OPAL und EUGAL) realisiert werden konnten, die in ihrer Länge das umstrittene Freileitungsprojekt um ein Vielfaches übersteigen.

Nicht über unsere Köpfe! Keine Freileitung durch Schutz- und Wohngebiete!

Senftenhütte, 3.6.2019

Hartmut Lindner